Ausbildungsmesse in Ennepetal und in Witten 2024

Ausbildungsmesse in Ennepetal und in Witten 2024

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Ausbildungsmessen 2024 in Ennepetal und Witten

Achim Gilfert von der EN-Agentur, Mitveranstalter der Ausbildungsmessen an diesem Jahr nur zwei Locations, hat uns auch in diesem Jahr wieder auf einige Fragen geantwortet.

Dieses Jahr gibt es nur 2 Messestandorte, Ennepetal und Witten. Warum ist Hattingen dieses Jahr nicht Messestandort?
Die Berufsbildungsmessen stellen in ihrer dezentralen Form einerseits organisatorisch hohe Ansprüche an die Ressourcen der EN-Agentur und andererseits verkleinern sich die Berufsbildungsmessen im Einzelnen, je mehr Standorte es gibt. Die Auswirkungen sind unter anderem, dass je Messe weniger Betriebe ausstellen und gleichermaßen weniger Schüler*innen ankommen. Bei den Betrieben müssen wir beachten, dass ein Betrieb 3 x Ausstellungsgebühren bezahlen muss und ebenso, ganz praktisch, 3 Arbeitstage mit Personal für die Messetage vorzuhalten hat. Durch unsere Erfahrungen in 2022 und 2023 mit je 3 Messestandorten ergab es sich, dass wir einen Mittelweg zwischen Regionalität und Zentralität bei zwei Berufsbildungsmessen finden. Dieses Vorgehen stieß auf positive Resonanz bei allen Beteiligten. Um alle Schüler*innen zu berücksichtigen, gibt es einen Busbetrieb für die Hattinger Schulen zur Berufsbildungsmesse in Witten, welche die Hattinger Betriebe als Standort gewählt haben.

Warum sind Messen mit direktem, persönlichem Kontakt zu den Unternehmen wichtiger denn je?
Entscheidungsgrundlagen bei Menschen, egal wie alt jemand ist, basieren auf emotionalen Faktoren. Um diese emotionalen Ebenen auch in der Wahrnehmung anzusprechen, ist eine persönliche Begegnung unerlässlich. Aus diesem Grund muss es den Begegnungsraum in Breite geben. Diejenigen, die sich benötigen, müssen sich auch „beschnuppern“ können. Einstellungen erfolgen nie aufgrund einer „Papierlage“, sondern üblicherweise nach persönlichen Gesprächen – oder über Praktika, deren Grundlage das persönliche Erleben ist. Wenn wir zudem anerkennen, dass die reine Anzahl an Bewerber*innen geringer wird, wie auch das Interesse an dualer Berufsbildung, dann haben wir auch nicht mehr die Situation, dass Betriebe unter vielen Bewerber*innen auswählen können. Das bedeutet, dass Vorselektionen anhand der „Papierlage“ mittlerweile aus der Zeit gefallen sind. Im Grund können wir uns das sparen und daher ist es maximal wirksam, wenn Menschen mit Menschen direkt Face to Face sprechen. Man sieht sich, die Menschen erkennen Ernsthaftigkeiten und auch persönliches Verhalten. Sympathie und hier und da der gleiche Fußballverein sind Elemente, die wichtig sind, wenn es zu weiteren Gesprächen kommt. Das gilt im Übrigen für die Menschen im Betrieb genauso, wie für die Jugendlichen.

Zudem geht es nicht nur darum sich kennenzulernen, wenn man einen Ausbildungsplatz sucht. Sondern wir denken auch an die Kinder in Klasse 8 und 9, die sich noch auf dem Schulweg befinden und einen Überblick, eine Orientierung durch diejenigen erhalten sollten, bei denen Ausbildungen stattfinden. Berufsorientierung ist etwas Lebendiges – das kann man nicht vom Schreibtisch aus tun. Und ein Handwerker sollte sich hier engagieren, denn wie sollten das zum Beispiel Lehrerinnen oder Lehrer erledigen, die den Handwerksberuf nur aus der Theorie kennen? Deswegen sind die Unternehmen wichtig und deswegen ist das persönliche Treffen und der persönliche Kontakt nicht nur wichtig, sondern unerlässlich.

Was sind die Wünsche der teilnehmenden Unternehmen an den Veranstalter?
Die Wünsche sind üblicherweise, dass sich viele Schulen und viele Jugendliche für die Messen interessieren und die Messen besuchen. Natürlich wünschen sich Unternehmen oftmals, dass viele geeignete Jugendliche vor Ort sind. Das lässt sich mit den Messen weniger beeinflussen. Daher ist es für uns, wie auch für die Unternehmen wesentlich, dass wir einer großen Zahl an Schüler*innen den Rahmen bieten, in welchem sie sich auf den Messen informieren und orientieren können.

Ist ein Rückgang an Interesse an einer Ausbildung bei den Jugendlichen zu spüren?
Ja. Das ist zu spüren. Die Gründe sind vielfältig und auch relativ gut wissenschaftlich erhoben. Zum einen hat sich unsere Gesellschaft so entwickelt, dass immer weniger Menschen „schmutzige und anstrengende Arbeit“ verrichten wollen. Das kann man bei vielen Berufen nicht weg reden. Produktion ist oftmals mit Hitze, Öl, Schichtarbeit und körperlicher Anstrengung verbunden. Da ist auch mit Blick auf Attraktivitäten nichts zu machen. Eine weitere Komponente ist eine durch uns Erwachsene vermittelte Annahme, dass man nur mit einem Studium etwas werden kann. Das dem nicht so ist wissen wir alle, wenn wir uns unsere eigenen Lebensläufe anschauen. Auch das ist ein Argument für die Messen, denn im Kern können nur diejenigen authentisch berichten, die es selbst erleben. Die wissen, dass duale Berufsausbildung auch etwas mit Identität zu tun hat. Mit menschlicher, beruflicher und betrieblicher Identität – also einer Grundlage für unsere Arbeitsexistenz. Hier liegt auch der Schlüssel gerade bei kleinen Unternehmen und dem Handwerk. Hier findet sich sehr oft menschlicher Halt und persönliche Strukturen, die viele Jugendliche nicht mehr finden oder auch nicht mehr bekommen.

Wir sollten uns bewusst sein, dass die Lage ist wie sie ist und das unsere Umwelt ist wie sie ist, weil wir sie so gestaltet haben. Aus diesem Grund sollten wir auch die Rahmenbedingungen schaffen, dass sich die heutigen Kinder und Jugendlichen als Person und als Persönlichkeit wertvoll empfinden und dies auch wahrnehmen können. Das ist, was sich Menschen allgemein wünschen, und warum sollte es also bei den Jugendlichen nicht so sein.

 

Ein Dank an Achim Gilfert von der EN-Agentur in Hattingen.

Die Wirtschaftsförderungsagentur Ennepe-Ruhr GmbH organisiert die Berufsbildungsmessen Zukunft-EN im Auftrag des Ennepe-Ruhr-Kreises. Dabei wird sie tatkräftig von der AVU…, der IHK Mittleres Ruhrgebiet, dem Märkischen Arbeitgeberverband, der Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet, der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen sowie der Bundesagentur für Arbeit unterstützt.

Mehr Infos zu den standorten finden Sie auf www.zukunft-en.de

Ausbildungsmesse in Ennepetal
12. September 2024, 08-15 Uhr
Haus Ennepetal, Gasstraße 10, 58256 Ennepetal

Ausbildungsmesse in Witten
26. September 2024, 08-15 Uhr
Lebenshilfe Witten e. V., Dortmunder Straße 77, 58453 Witten

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