Goldemars Kolumne | April 2019

» LESEDAUER 3 MINUTEN

Der Zwergenkönig von Burg Hardenstein ist zurück, um seine Meinung kundzutun

Mitte April, kurz vor Ostern.

Der Frühling hat sichtbar Einzug gehalten. Überall grünt und sprießt und krabbelt es, die ersten Hummeln sind unterwegs auf Nahrungssuche. Und Goldemar, der Zwergenkönig, erfreut sich jeden Morgen am Pfeifen und Zwitschern der heimischen Vogelwelt. Ein Frühjahr, wie es sich seit Zwergengedenken Jahr für Jahr wiederholt. Doch ist es wirklich so wie immer? Goldemar schaut sich um. Sind die Bäume nicht weniger geworden? Waren es nicht mal mehr Vögel, die Goldemar am frühen Morgen sanft aus dem Schlaf gezwitschert haben? Waren es sonst nicht mehr Hummeln, die laut summend die ersten Blüten angeflogen haben? Nicht nur ich, der kleine Zwergenkönig, bemerkt, dass sich die Welt verändert. Und nicht nur im überschaubaren Zwergenreich. Nein. Weltweit. Unsere Ozeane, immerhin unverzichtbare Nahrungsquelle für viele Menschen und Lebensraum vieler Tiere, verkommen zu riesigen Kloaken. Tropische Wälder werden in einem unglaublichen Tempo abgeholzt, um in riesigen Monokulturen z. B. Kokosöl anzubauen. Der Lebensraum unglaublich vieler Tierarten wird hemmungslos zerstört, täglich sterben irgendwo auf dieser Welt die letzten ihrer Art. Auch die überlebenswichtige Funktion der Wälder für unsere Luft und unser Klima interessiert offenbar niemanden wirklich. Sauberes Trinkwasser ist für Millionen von Menschen ein Luxus, der ihnen nicht zur Verfügung steht. Selbst in Europa, wo wir noch hemmungslos und ohne nachzudenken Trinkwasser verschwenden, ist abzusehen, dass es in nicht allzu ferner Zukunft knapp werden wird. Nehmen wir nur mal die Gletscher, die zu den größten Süßwasserspeichern überhaupt gehören. Erst vor wenigen Tagen wurde die Nachricht verbreitet, dass in etwas 80 Jahren keine Gletscher mehr vorhanden sein werden.

Im Spanischen Almeria, dem sogenannten Gemüsegarten Europas, wird das Wasser schon jetzt knapp. Aber wen interessiert das? Hauptsache, der Mensch kann sein Obst und Gemüse weiterhin zu Billigstpreisen erwerben. Auch das billige Fleisch wollen wir weiter unbegrenzt konsumieren können. Etwa 15.500 Liter Trinkwasser werden benötigt, um 1 kg Rindfleisch zu produzieren. Dabei sind die oftmals grauenhaften Haltungsbedingungen für die Tiere gar nicht berücksichtigt. Die Produktion einer Jeans, für wir gerne mal 9,90 Euro beim Billigkicker ausgeben, erfordert ca. 6.000 Liter Wasser. Und das in Ländern, wo die Menschen für Hungerlöhne unter teils unmenschlichen Bedingungen schuften und täglich ums Überleben kämpfen müssen. Und wenn dann irgendwo ein Reservoir mit gutem Trinkwasser im Boden schlummert, kommt ein Lebensmittelkonzern und pumpt es aus dem Boden, um es uns dann, in Flaschen abgefüllt, als Luxuswasser für viel Geld zu verkaufen. Alles muss immer schneller gehen, alles und jedes muss immer sofort zur Verfügung stehen. Insbesondere Daten und Information. 5G heißt die Zauberformel, die uns das himmlische digitale Zeitalter verspricht. Wie ernst werden jene kritischen Wissenschaftler genommen, die vor der immer größer werdenden Menge an Strahlen warnen? Bäume müssen zu tausenden gefällt werden, weil sie den notwendigen 5G-Sendemasten im Wege stehen und, glaubt man den Experten, bis zu 70 % des Gesendeten absorbieren. Alles, damit der Mensch immer und überall ruckelfrei seine Lieblingssendung streamen kann oder die fahrerfreie Autofahrt genießen kann. Vielleicht geht es auch um die noch lückenlosere Überwachung oder den Einsatz noch präziserer Militärtechnologie. Wer weiß es schon? Und wenn da eben so ein nutzloses Holzgewächs im Wege steht, muss es halt weg. So einfach ist das. Aus den Böden werden auf Teufel komm raus Bodenschätze verbraucht. Immer mehr, immer schneller.

Was die Natur in Millionen von Jahren geschaffen hat, verbrät die Menschheit in wenigen Generationen unwiederbringlich. Obwohl die Folgen bekannt und für jedermann ersichtlich und spürbar sind, werden auch aktuell immer noch mehr Milliarden in die Erschließung und Förderung fossiler Energiequellen gesteckt, als in erneuerbare Energien. Und neben der willentlich und vorsätzlichen Zerstörung unseres so herrlichen Planeten kommt die unstillbare Lust unserer politischen Führer am kriegerischen Zerstören von menschlichen Lebensräumen und menschlichen Lebens. Zu diesem Zweck lassen sich die kranken Hirne immer neuere, immer wirksamere schrecklichen Waffen einfallen. Wie diese fliegende Raketenabschussrampe „Stratolaunch“ mit 117 Metern Flügelspannweite. Ein Wunderwerk der Technik. Geschaffen, um zu zerstören und zu töten. Der Zwergenkönig fasst sich an den Kopf. Wie abgrundtief dumm und grausam ist die sogenannte Krönung der Schöpfung? Und unser Schöpfer, wie auch immer er genannt wird, hat sicher längst resigniert. Oder es alles Teil seines göttlichen Plans: Die Menschen, die Parasiten des Planeten Erde, schaffen sich ab. Und geben so dem Überleben des Planeten eine Chance.

Wie war das noch? Der Mensch braucht die Erde. Aber die Erde braucht den Menschen nicht. Für einen kleinen Moment schließt Goldemar die Augen und stellt sich vor, die vielen Milliarden Euro, Dollar und Rubel, die Jahr für Jahr für die Zerstörung des Planeten ausgegeben werden, würden in dessen Pflege und Erhaltung gesteckt.

Wir alle, Menschen, Tiere und Zwerge, könnten zu Lebzeiten im Paradies leben und brauchten nicht darauf zu warten, von irgendwem oder irgendwas dorthin befördert zu werden.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen