Schwelmann Kolumne – Dezember 2020

» LESEDAUER 3 MINUTEN

Besinnliche Adventszeit

Eigentlich ist für Schwelmann die Zeit vor Weihnachten immer eine Zeit der Erholung. Langsam wird die sonst vorherrschende Hektik des Alltags zurückgefahren. Was eben noch ungeheuer wichtig war, wird schon mal ohne schlechtes Gewissen ins nächste Jahr verschoben. Advent ist die Zeit, wo man sich mit Freunden, Kollegen und Vereinsmitgliedern zum Jahresabschluss trifft. Besuche der umliegenden Weihnachtsmärkte sind in der Regel lange vorher geplant. Kein vorweihnachtlicher Einkauf ohne den bunten Buden mit ihren vielfältigen Angeboten einen Besuch abzustatten. Hier mal einen Glühwein, dort mal einen Eierpunsch, den Schwelmann so gerne schlürft. Schwätzchen halten unter bunt blinkenden Lichtern und: irgendwen trifft man ja immer. In diesem Jahr ist alles anders! Der gestrige Wochenendeinkauf im Heimatdorf war eher dem Zweck als der Lust geschuldet. Das Auto auf dem Neumarkt geparkt, Alltagsmaske gerichtet und Richtung Innenstadt marschiert. Viel war zu diesem Zeitpunkt nicht los. Irgendwie wirkte alles trist und grau, die maskierten Fußgänger eingeschlossen. Erledigen, was keinen Aufschub duldet, dann wieder ab nach Hause. Kein Pläuschchen mit Freunden oder Bekannten, die man gewöhnlich immer trifft. Keine Atempause bei einer Tasse Kaffee im Rabenschwarz oder im Café 3. Adventlich hergerichtete Schaufenster oder weihnachtliche Beleuchtung werden kaum wahrgenommen und wirken irgendwie fehl am Platz. Hauptsache, man kommt sich nicht zu nahe. Das Leben bzw. das, was für Schwelmann und die meisten in seinem Umfeld Leben ausmacht, findet im Corona-Advent nicht statt. Alles wird reduziert auf das Notwendige. „Man muss auch mal auf etwas verzichten können!“ hört Schwelmann schon mal. Besser gesagt, liest er. In den Gruppen in den sogenannten sozialen Medien. Und es fällt auf: Nirgends wird über Corona bzw. die angeordneten Maßnahmen zur Eindämmung so heftig gestritten, wie in eben diesen sozialen Medien. Gestritten ist das von Schwelmann bewusst gewählte Wort, weil diskutiert trifft es nicht mehr.

Schwelmann ist gewiss kein Virusleugner. Auch glaubt er nicht an eine Verschwörung kinderblutsaugender Echsenmenschen. Trotzdem wagt er es auch mal Corona-Maßnahmen zu hinterfragen oder sich über Zahlen zu wundern. Oder – ganz gewagt – auch mal eine Berichterstattung der sogenannten Qualitätsmedien zu kritisieren. Und wird daraufhin von anderen Menschen regelmäßig in die Ecke der Coronaleugner, der Aluhutträger oder – ganz beliebt – Schwurbler geschoben. Und wenn Schwelmann den rein medizinischen Gefahren – gestützt auf bisherige wissenschaftliche Untersuchungen und offiziellen Statistiken – zwar vorsichtig aber eben auch ohne die allgegenwärtige Panik gegenüber steht, sind es die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen, über die er sich weitaus größere Sorgen macht. Während der Onlinehandel mit Amazon an der Spitze fast täglich neue Umsatz- und Börsenrekorde vermeldet, bleiben viele kleine und mittelständische Unternehmen vor Ort auf der Strecke. Der Einzelhandel, für den gerade die Vorweihnachtszeit zu den umsatzstärksten zählt. Bereits fast das ganze Jahr 2020 steht die die Kultur- und Unterhaltungsbranche still. Veranstalter, Kino- und Theaterbetreiber stöhnen. Besonders hart trifft aktuell wieder die Gastronomie. In kaum einem anderen Bereich wurden bessere Hygienekonzepte entwickelt und mit viel Geld umgesetzt. Aber wofür fragt man sich? Inzwischen sind massenhaft Existenzen bedroht und wir werden uns alle noch umgucken, wenn das bisher coronamäßig ausgesetzte Insolvenzrecht wieder in Kraft tritt. Darf Schwelmann sich da nicht Sorgen machen?

Doch es passiert noch mehr in der Heimat und nicht nur Corona beschäftigt uns. Unser aller Heimatdorf hat nicht nur einen neuen Drogeriemarkt sondern auch einen neuen Bürgermeister. Und als solcher hat sich der neue Verwaltungschef gleich einer wichtigen Aufgabe angenommen und den Sachstand beim Projekt „Neue Mitte Schwelm“ geprüft. Ergebnis dieser Prüfung war, dass alles wie geplant weiter geht. Ein Stopp oder eine Neuplanung würde das ohnehin leere Stadtsäckel mit guten 8 Mio. Euro belasten. Nicht wenige seiner Wähler mögen enttäuscht sein, hatten sie doch seinen Ankündigungen vor der Wahl eine andere Bedeutung beigemessen. Die Diskussionen um den richtigen Weg werden also auch in diesem Bereich weitergehen. Diskussionen sind wichtig und grundlegender Bestandteil einer Demokratie. Lasst uns also weiter diskutieren. Aber bitte fair, auch wenn uns die Meinung unseres Gegenüber nicht gefällt. Schließlich wollen wir uns auch weiterhin in die Augen sehen und hoffentlich bald schon wieder einen Glühwein gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt trinken.

In diesem Sinne wünscht Schwelmann allen eine schöne Adventszeit. Lasst uns das Beste aus allem machen und darauf hoffen, dass auch mal wieder schönere Zeiten kommen.

Bis dahin grüßt
Euer Schwelmann

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen