Interview mit Uwe Post

Interview mit Uwe Post

🕓 Lesezeit circa 14 Minuten

Der Artikel „INTERVIEW MIT UWE POST – Mein Beruf ist wahrscheinlich die beste Ausrede, vor dem Computer zu zocken!“ erschien in der EN-Aktuell März 2016. In der Zeitschrift ist nur ein gekürzter Teil des Interviews zu lesen. Das komplette, ungekürzte Interview finden Sie hier – zum anhören oder lesen..

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INTERVIEW MIT UWE POST – „Mein Beruf ist wahrscheinlich die beste Ausrede, vor dem Computer zu zocken!“

uwe_postUwe Post ist Science-Fiction-Schriftsteller, Sachbuchautor, Spiele-Programmierer und IT-Experte. Er gewann mehrere Preise für seine Romane, entwickelt seit Jahren diverse Android-Spiele und lebt mit seiner Familie in Wetter. Wir haben mit dem erfolgreichen Autor und Computer-Verrückten gesprochen. Herausgekommen ist ein zwar langes, aber sehr spannendes Interview.

Obwohl Sie Physik und Astronomie studiert haben, bewegen Sie sich beruflich hauptsächlich im Feld der Informatik. Sie haben für die Computerzeitschrift c’t gearbeitet, Sie programmieren Apps und schreiben auch Sachbücher über Programmierung.

Wann haben Sie Ihre Faszination für Computer und Internet entdeckt und warum haben Sie Physik und nicht Informatik studiert?

Eine absolut berechtigte Frage. Meine Faszination für Computer ist schon sehr alt. Ich habe mit 16 Jahren meinen ersten Computer bekommen, damals einen 8-Bit Atari XL, für den es ganz wenig Spiele gab. Es gab ja auch die Commodore C64 oder VC20, für die gab es viele Spiele, die man auf dem Schulhof kopieren konnte, aber für meinen Computer nicht, deshalb musste ich die alle selbst schreiben. Das habe ich auch getan und dadurch habe ich programmieren gelernt. Natürlich war dann Informatik ein Berufswunsch. Ich habe tatsächlich – das wissen die wenigsten – ein Informatikstudium begonnen, aber nach ein paar Monaten abgebrochen, weil es mir zu abstrakt war. Ich wollte immer arbeiten, ich wollte programmieren, ich wollte Ergebnisse sehen und beim Universitätsstudium der Informatik war das zumindest damals ein bisschen anders. Soweit ich von vielen Menschen mitkriege, auch heute noch, im FH-Studium zum Beispiel lernt man viel praxisbezogener. Na ja, dann bin ich eines schönen Tages in Dortmund gelangweilt über den Uni-Campus flaniert und aus irgendeinem Grund im Physik-Gebäude gelandet. Ich fand es spannend, was da an bunten Plakaten an den Wänden hing und habe beschlossen, Physik und Astronomie zu studieren. Das war eine sehr gute Entscheidung, ich habe alles mögliche über die Welt und wie sie funktioniert gelernt und natürlich nebenbei auch mit Computern zu tun gehabt. Da kam man damals in den 90ern gar nicht dran vorbei: wenn man irgendwelche Experimente auswerten wollte, musste man sich kleine Programme schreiben. So haben mich die Computer immer begleitet.

Erinnern Sie sich noch, was die erste Internetseite war, die Sie besucht haben und wann das war?

Leider nicht genau. Ich würde mal ganz stark vermuten, dass es so 1993 – 1994 gewesen sein muss und aufgrund der Umstände – damals hatte ich noch kein privates Internet, sondern nur Internet an der Uni – vermute ich sehr stark, dass es ganz banal die Homepage von der Universität gewesen sein wird. (lacht) Oder die Homepage der Physik-Fachschaft.

Sie sind in Gevelsberg geboren und leben heute in Wetter. 

Hat es Sie als Spieleentwickler und IT-Experte nie nach Berlin gezogen; in die Hauptstadt, die gerne als das deutsche „Silicon Valley“ bezeichnet wird? Ist die Liebe zum EN-Kreis so groß?

Also ich hab überhaupt kein Problem mit Berlin. Ich bin gelegentlich dort, ich habe jetzt im letzten Sommer auf der Android-Convention Droidcon einen Vortrag gehalten und habe da ein paar Tage drangehängt. Es ist eine tolle Stadt, aber sie ist mir einfach zu groß, um dort zu leben! Klar, hat man da alle Möglichkeiten, aber ich habe auch zwei kleine Kinder und da ist mir hier das Dorf lieber, wo die Kinder einen kleinen Weg lang gehen und sofort im Wald sind oder in die andere Richtung fünf Minuten zum Kindergarten oder zur Grundschule laufen, ohne in nennenswerten Straßenverkehr zu geraten. Das sind so Sachen, die man dann einfach abwägt. Vielleicht zieht es mich irgendwann mal wieder woanders hin, aber im Moment fühlen wir uns als Familie hier in Wetter, oder genau genommen: hier in Albringhausen sehr wohl.

Wie muss ich mir den Beruf als Spiele-Entwickler und App-Programmierer vorstellen? Zockt man da den ganzen Tag? Lässt man sich abends von der Liebsten die Daumen massieren, weil diese vom vielen Spielen schmerzen?

(lacht) Um Spiele zu programmieren muss man natürlich den größten Teil des Tages in der Entwicklungsumgebung am Rechner zubringen und programmieren. Sehr häufig auch Fehler beheben. Zur Arbeit gehört es auch, mit Grafikern zu kommunizieren. Wir haben externe Mitarbeiter, die uns Grafiken liefern, da muss man in einen Review-Prozess gehen, das heißt man muss schauen: hat der Grafiker das geliefert, was wir uns vorgestellt haben. Also auch solche Sachen gehören dazu. Aber: Ja, (lacht) mein Beruf ist wahrscheinlich die beste Ausrede, vor dem Computer oder am Handy oder Tablet zu zocken. Ich habe jede Menge Spiele, aber die meisten nur angespielt. Einfach um Ideen kennenzulernen, die andere Spieleentwickler hatten (oder auch nicht hatten) und zu schauen, was man selbst in Spielen umsetzen kann und welche grafischen Stile aktuell en vogue sind. Deswegen gehört das Spielen einfach mit dazu.

Welches ist Ihr bislang erfolgreichstes Handy-Spiel und worum geht es dabei?

Unser erfolgreichstes Spiel ist jetzt schon über 5 1/2 Jahre auf dem Markt für Android. Es ist ein Multiplayer-Online-Fußball-Manager und heißt „Kick it out“. Das Spiel war einer der ersten Fußball-Manager für Android und das war unser großer Vorteil! Wir haben uns damals als Firma Ludetis gegründet, weil wir nebenbei mal ein Browser-Spiel basteln wollten. Dann merkten wir plötzlich: Android wird wahrscheinlich ein ganz großer, ein ganz massiver Trend – so ist es ja auch gekommen – und warum machen wir nicht einen Fußball-Manager? Wir sind eine kleine Firma, wir können das sehr schnell machen. Auch schon früher – da will ich jetzt nicht zu weit ausholen – gab es schon ein Fußball-Manager-Browser-Game, das ich gemacht habe. Das kann man eigentlich nicht direkt vergleichen, aber wir hatten dadurch Know-How, ein paar Ideen und haben es deshalb relativ schnell geschafft, das Spiel umzusetzen. Drei Monate bis zur Betaversion. Und große Spielkonzerne sind natürlich viel langsamer. Die brauchen erstmal drei Monate um einen Termin zu finden, um alle Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen. Da waren wir schon in der Beta-Phase, da haben wir schon wahnsinnig viele Mitspieler eingesammelt, damals, als die Leute ihre ersten Android-Handys bekommen haben. Da haben die Leute natürlich erst mal geguckt, was es gibt. Fußballfans haben unser Spiel gefunden und viele sind uns auch tatsächlich seitdem treu geblieben.

Und was ist das aktuelle Projekt an dem Sie gerade arbeiten? Auf was dürfen sich die Fans als nächstes freuen?

Im Moment arbeiten wir an der nächsten Version des Railroad-Manager. Das ist unser zweiterfolgreichstes Spiel. Da geht es darum, Eisenbahn-Strecken zu bauen, Züge fahren zu lassen und dergleichen. Solche Spiele gibt es tatsächlich, im Gegensatz zu Fußball-Managern, für Android, iPhone und iPad sehr wenige. Deswegen ist dieses Spiel auch recht erfolgreich. Wir planen für dieses Jahr noch ein neues Spiel. Da kann ich jetzt leider noch nicht viel zu sagen. Aber wir probieren da mal was ganz anderes. Gerade bei Android kommen unglaublich viele Spiele auf den Markt. Wenn man sich das aber mal genau anschaut, gibt es eigentlich gar nicht so viele verschiedene. Es gibt sehr sehr viele Ähnlichkeiten. Die großen Spielefirmen gehen kaum ein Risiko ein, mal was ganz anderes zu probieren. Wenn man ein Millionen-Budget hat und dann setzt man das in den Sand, dann hat man natürlich ein Problem! Als kleine Independent-Firma kann man das machen: Wir können ungewöhnliche Ideen umsetzen und dann auch von einer geringeren Spielerzahl leben, wir brauchen keine Millionen Mitspieler. Bei uns reichen so knapp Zehntausend. Beim Railroad Manager zum Beispiel. Das ist für uns dann schon ein Erfolg.

Sie haben auch schon zahlreiche Kurzgeschichten und Romane geschrieben. Ihr Genre: Science Fiction. Und das als Physiker und Spielprogrammierer! 

An dieser Stelle müssen Sie mir die Frage erlauben: Würden Sie sich selbst als „Nerd“ bezeichnen? Und wären Sie nicht der perfekte Mitbewohner der WG von Leonard Hofstadter und Sheldon Cooper der Big Bang Theory?

Nun, auch ich verfolge diese Serie natürlich mit großem Vergnügen. Gewisse Ähnlichkeiten sind da sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. (lacht) Aber zum Glück ist es so, dass Nerds im Gegensatz zu früher nicht mehr die totalen Außenseiter sind. Sonst wäre auch diese Serie nicht so erfolgreich und hätte nicht eine zweistellige Einschaltquote. Das ist ja auch alles eine Frage der Generation. Unsere Generation, die in den 80er, 90er Jahren erwachsen geworden ist: wir sind halt mit so etwas aufgewachsen: mit Star Wars, Star Trek und was es da noch alles gibt. Ich natürlich auch. Ich habe das immer mitverfolgt, ich wollte immer schreiben und habe dann so um die Jahrtausendwende ernsthaft damit angefangen. Das hing auch damit zusammen, dass ich in der Computerzeitschrift c’t eine Zeit lang in der Redaktion als Volontär mitgearbeitet habe. Dort habe ich unterhaltsam schreiben gelernt. Und das hab ich dann auf Kurzgeschichten und später auf Romane und auf Fachbücher ausgeweitet.

uwe_post2Fernsehserien sind momentan sehr beliebt. Ob Game of Thrones, The 100 oder The Walking Dead – viele Millionen begeisterte Zuschauer verfolgen diese Geschichten vor dem Bildschirm und fiebern jeder neuen Staffel ungeduldig entgegen.

Auch Sie haben sich nun mit mehreren Autoren zusammengetan, um eine Serie zu schreiben. Allerdings nicht für das Fernsehen, sondern in Form eines E-Books. Biom Alpha heißt die Science-Fiction-Serie, die letzten Herbst startete. 

Für alle, die sich mit biologischen Fachbegriffen nicht so gut auskennen: was bedeutet der Titel? Wer oder was ist Biom Alpha?

Biom Alpha Biom Alpha ist ein Schwarm aus fremdartigen Raumschiffen, der sich in dieser Geschichte der Erde nähert. Natürlich weiß man am Anfang nicht, was die Besucher für Absichten haben. Das stellt sich dann nach und nach heraus. Es gibt dann Kontakte zwischen den Menschen und den Außerirdischen. So weit, so bekannt. Das gibt es in verschiedenen Variationen, in diversen Romanen, in diversen Serien. Meistens mit sehr viel Gewalt. Bei uns ist dieser Schwarm biologisch geprägt: diese Raumschiffe sind Biosphären. Die haben weniger hochmoderne Computertechnologie mit Nanobots und Quanten-Computern, sondern sie haben auf Biologie gesetzt. Das heißt, die züchten und verändern Lebensformen, um sie ihren Bedürfnissen anzupassen. Die Besucher haben also zum Beispiel keine Wach-Roboter, sondern biologisch genmodifizierte Lebewesen, die besonders für diesen Job geeignet sind. Barr-lo-i heißen die. Die sind ein bisschen zwergenartig, mit Knochenpanzern und sie können auch ganz gut zuschlagen. Das ist übrigens kein völlig neues Konzept. Etwas in der Art hat Markus Heitz mit „Collector“ vor einigen Jahren gemacht. Konzeptionell anders aufgebaut. Aber auch dort ging es um genetisch optimierte Lebewesen. Wir haben uns ein bisschen an diesen modernen Trend drangehängt mit der Serie.

Zwei Folgen von Biom Alpha sind bisher schon erschienen. Wie ist das Feedback der Leserschaft?

Das Feedback ist durchaus gemischt, das liegt unter anderem daran, dass wir eine recht langsame Erzählweise gewählt haben. Wir nehmen uns Zeit, unsere Geschichte aufzubauen. Es ist also nicht so, dass in der ersten Episode schon große Kämpfe stattfinden oder dergleichen. Wir bauen nach und nach unsere Figuren auf. Das ist ein bisschen vergleichbar wie Serien wie Game of Thrones, wo es auch nicht in der ersten Folge richtig zur Sache geht. Nun gut, in gewisser Hinsicht schon… Biom Alpha ist im Moment erst einmal auf eine Staffel von sechs Bänden angelegt. Der dritte ist in diesen Tagen herausgekommen. Danach erscheint auch für alle Leute, die E-Books nicht so mögen, ein gedruckter Sammelband mit den Episoden 1-3.

Ist der gedruckte Sammelband auch im EN-Kreis zu bekommen?

Überall und online. Natürlich wird man den bei den Buchhändlern nicht so herumstehen sehen. Das ist nun einmal so bei Szene-Verlagen. Die Buchhändler können sich das nicht leisten, die haben nur die Großverlage herumliegen. Aber jeder Buchhändler kann so ein Buch bestellen.

walpar_tonnraffirStellen Sie sich vor, jemand hat gerade erst Science Fiction Romane für sich entdeckt. Welches Ihrer Werke würden Sie dieser Person empfehlen zu lesen? Und warum gerade dieses?

Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil Science Fiction – übrigens im Gegensatz zur landläufigen Meinung – sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Science Fiction ist nicht immer wie in Biom Alpha: da kommen Außerirdische, sind bewaffnet und etwas seltsam. Nein, Science Fiction kann auch heißen: Es gibt in den nächsten Jahren große Veränderungen auf der Welt. Was bedeutet das? Was bedeutet das für einzelne Personen? Was bedeutet das für ganz normale Menschen? Auch das ist Science Fiction. In dem Fall ist die „Science“, die Wissenschaft, über die dort philosophiert wird, die Sozialwissenschaft, die Gesellschaftswissenschaft. Auch das ist eine Wissenschaft, über die man fiktive Geschichten schreiben kann! Genauso gibt es alternativ-historische Romane, auch das zählt zu Science Fiction, in der die Geschichte verbogen wird. Da gibt es die tollsten Romane, in denen dann zum Beispiel postuliert wird, dass es die Wiedervereinigung nie gab. Was wäre gewesen, wenn? Das ist Science Fiction! Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Ich empfehle meinen berühmtesten Roman: „Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes“. Ein recht witziger Roman, satirisch, hat sehr viele Hommagen an bekannte Elemente der Pop-Kultur. Nicht unbedingt nur der Science-Fiction. Ganz zum Schluss zum Beispiel – jeder wird die Szene aus Casablanca kennen…

Schau mir in die Augen Kleines?

Nicht die! (lacht) Eine andere, die aber auch jeder kennt! „Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes“ hat im Jahr 2011 den Deutschen Science Fiction Preis und den Kurd-Laßwitz-Preis gewonnen. Es geht darum, dass über der Erde für jeden sichtbar ein riesiger Zeigefinger auftaucht. Man kann ihn mit dem bloßen Auge sehen. Und jeder fragt sich natürlich: „Was ist das für ein Zeigefinger?“. Manche Leute glauben, dass das der Zeigefinger Gottes ist. Das ist natürlich nicht der Fall! Und der Weltraum-Detektiv Walpar Tonnraffir nimmt die Ermittlungen auf. Ich kann verraten, dass es einen neuen Walpar Tonnraffir geben wird, das ist mein nächstes Romanprojekt. Ein zweiter, völlig unabhängiger Band, der da heißt „Walpar Tonnraffir und die Ursuppe mit extra Chili“.

Wann wird „Walpar Tonnraffir und die Ursuppe mit extra Chili“ fertig sein?

Ich vermute gegen Ende des Jahres oder Anfang des neuen Jahres.

Wer Sie über Ihre Webseite kontaktieren möchte, den fordern Sie auf, eine per PGP verschlüsselte E-Mail an Sie zu schicken. 

Weshalb ist Ihnen das so wichtig?

eder, der im Moment eine E-Mail über das Netz verschickt, muss sich darüber im Klaren sein, dass das eigentlich eine Postkarte ist. Der Text ist grundsätzlich für Dritte lesbar. Auf dem Server, wo eine E-Mail unterwegs ist: jeder der darauf zugreifen kann, kann den Text lesen. Vielen Leuten ist das egal. Gut, bei Werbung für Potenzmittel ist das vielleicht auch nicht so wichtig, aber ich finde es völlig angemessen und legitim, private E-Mails zu verschlüsseln. Und es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass niemand außer dem Empfänger meinen Text liest, genau wie bei Briefen, die man per Post im Umschlag verschickt. Dafür gibt es schon lange die Technologie der Verschlüsselung. Man muss sich ein bisschen damit beschäftigen, um sie einzusetzen, man drückt nicht auf einen Knopf und es funktioniert sofort, aber es gibt Bücher dazu, es gibt Menschen, die sich damit auskennen. Ich kann nur jedem dringend raten, sich darüber mal Gedanken zu machen und sich damit zu beschäftigen.

Anmerkung der Redaktion: hier finden Sie eine Anleitung zum Thema PGP-E-Mail-Verschlüsselung

Nach dem NSA-Skandal: hat sich Ihr Umgang mit Computern und dem Internet verändert? Wie reagiert ein IT-Experte auf die Enthüllungen von Edward Snowden?

Für mich persönlich hat sich nicht viel geändert, weil ich schon immer großen Wert auf Sicherheit gelegt habe. Das Problem ist nur: es gehören immer zwei dazu! Man selbst und der Kommunikationspartner. Es genügt nicht einer, um die Sicherheit zu gewährleisten; beide müssen auf ihrer Seite die nötige Infrastruktur und die nötige Software haben, um verschlüsselte Nachrichten austauschen zu können. Das gilt ja nicht nur für E-Mails, das gilt auch für Chats. Es gibt Chat-Programme, die absolut sicher sind, wo auf keinen Fall irgendjemand reinhören kann bzw. wo es exorbitanten Rechenaufwand bräuchte, um die Codes mit Brute Force zu knacken. Aber es wird kaum genutzt. Ich habe ganz ganz wenige Kommunikationspartner, die sich diesem Aufwand stellen. Ich versuche da immer so ein bisschen zu missionieren, die Leute dazu einzuladen und ihnen auch zu helfen das einzurichten, aber leider scheitert es nur zu oft am Willen. Ich selbst erlebe das immer wieder, selbst in meiner professionellen Arbeit als IT-Berater, wenn ich irgendwo hinkomme… Es ist ein bisschen gemein, aber sobald Sie in irgendeiner Firma den IT-Chef auf das Thema Sicherheit ansprechen, wird der ganz klein und fängt an rumzudrucksen. Auch in mittelständischen Bereichen, wo man sich das vielleicht gar nicht leisten kann, wo IT ein Muss ist, wo man aber so wenig wie möglich investiert und wo man auch das Know-How nicht unbedingt hat. Da gibt es ganz ganz große Lücken, die Hacker ausnutzen können und großen Schaden anrichten können. Dieses Bewusstsein ist oft gar nicht vorhanden, bis ein externer Berater kommt und sagt: „Was ist denn, wenn jetzt einer einen USB-Stick mit einem Trojaner drauf in diesen Computer steckt? Was passiert denn dann?“ „Dann sind wir wohl hinüber…“.

Das kann existenzbedrohend für Unternehmen sein!

Absolut. Gerade für kleine Unternehmen.

Was würden Sie dem Otto-Normal-Websurfer neben der E-Mail-Verschlüsselung für mehr Sicherheit im Internet empfehlen? 

Grundsätzlich: wenn ich mit einem Browser eine Webseite aufrufe, dann gibt es links oben in der Adressleiste ein Schloss-Symbol. Wenn das nicht grün ist, dann sollte ich draufklicken und gucken, warum das nicht grün ist. Dann ist nämlich möglicherweise die Verbindung nicht so sicher, wie sie sein sollte. Ferner gibt es für gängige Browser wie Firefox oder Chrome einige Plug-Ins. Eines davon ist „Web of Trust“. Das findet man sehr leicht. Das „Web of Trust“-Plug-In zeigt die Vertrauenswürdigkeit einer Webseite und sogar eines Links bevor man draufklickt mit einem kleinen grünen, roten oder gelben Kringel an. Dort haben Nutzer über Monate und Jahre hinweg Erfahrungen mit bestimmten Webseiten gesammelt und im Web of Trust hinterlegt, so dass ich, wenn ich jetzt zum ersten Mal so eine Webseite aufrufe, auf diesen Erfahrungsschatz bauen kann. Wenn da ein roter Kringel ist, dann klicke ich da nicht drauf.

All Ihre Interessen und Talente über die wir bisher gesprochen haben, sind Tätigkeiten, die meist vor dem Computerbildschirm stattfinden.

Gibt es einen Platz mit Sonneneinstrahlung und Frischluft, den Sie im EN-Kreis gerne aufsuchen, um mal abzuschalten und Kraft zu tanken? 

Wenn ich dazu Zeit hätte, würde ich das sicherlich öfter machen. (lacht) Ja, gibt es! Ich setze mich auf das Fahrrad und fahr durch das Elbschetal, durch den Wald. Da begegnet man teilweise keiner Menschenseele. Es ist ruhig, es ist ja teilweise Naturschutzgebiet. Man kann auch zu Fuß hier spazieren gehen, den Berg rauf. Es gibt hier den alten Steinbruch. Nett anzuschauen, und wenn man ganz oben steht, hat man einen 360°-Blick auf den ganzen Kreis! Da gehe ich oft hin. Da genieße ich die frische Luft. Und wenn Sie mal scheint, auch die Sonne!

Vielen Dank für das Interview!

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Uwe Post können Sie ganz einfach über seine Webseite erreichen

Ob Sie ihn als Spiele-Entwickler oder IT-Experte kontaktieren möchten oder vielleicht ein Autogramm von ihm haben wollen, am besten schreiben Sie ihm eine E-Mail oder besuchen seine Webseite www.uwepost.de.

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