Interview mit Marc Weide

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Der Artikel „Interview mit Marc Weide“ erschien in der EN-Aktuell 06/18. In der Zeitschrift ist nur ein gekürzter Teil des Interviews zu lesen. Das komplette, ungekürzte Interview finden Sie hier – zum Anhören oder Lesen.

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Interview mit Marc Weide:
„Mama, wenn ich erwachsen bin,
dann werde ich Zauberer!“

Die meisten kleinen Jungs wollen einmal Profi-Fußballer, Astronaut oder Feuerwehrmann werden. Dein Traumberuf als 11-Jähriger war aber ein ganz anderer…

Genau, ich wollte Zauberer werden. Vielleicht auch, weil ich kein guter Fußballer bin. (lacht) Aber es lag vielleicht mehr daran, dass ich im Alter von elf Jahren von David Copperfield während einer Bühnenshow auf die Bühne geholt wurde. Und der ist dann vor meinen Augen verschwunden. Er ist woanders wieder aufgetaucht. Diese ganze Inszenierung, diese ganze Show, hat mich damals so beeindruckt, dass ich zu meiner Mutter auf dem Rückweg gesagt habe: „Mama, wenn ich erwachsen bin, dann werde ich auch Zauberer.“. Meine Mutter hat gesagt: „Marc, beides geht nicht.“. Aber für eins habe ich mich entschieden, und das war nicht das Erwachsenwerden. Ich bin dann beruflich Zauberer geworden.

Und Copperfield hast Du vor ein paar Jahren wiedergetroffen…

Ja, das war der absolute Hammer! Wir sind nach Las Vegas geflogen. Ich sage „wir“, weil ich mit einem Kamerateam geflogen bin. Und da habe ich dann meine ersten Gehversuche in Las Vegas gemacht. Ich habe da ein paar Shows spielen dürfen und dann als großes Highlight war ich in der Show von Copperfield. Und der kam nachher heraus, hat mir die Hand gegeben und hat sich noch einmal ein paar Minuten Zeit genommen. Ich habe ihm erzählt, dass er der Grund ist, warum ich Zauberer geworden bin und das hat ihm sehr geschmeichelt. Das war ein toller Moment.

Du bist im EN-Kreis aufgewachsen.

Ja, ich bin in Ennepetal groß geworden und dann irgendwann nach Gevelsberg rübergezogen. Ich lebe dort noch so halb und halb. Momentan bin ich so viel unterwegs! Ich reise sehr viel. Ich habe noch eine Wohnung in Gevelsberg, aber ich wohne auch gerade in Hamburg und ich drehe für das Fernsehen jeden Tag in Düsseldorf. Es ist wirklich ein lustiges Hin und Her.

Bist Du als Jugendlicher denn von der Familie und den Lehrern ernst genommen worden, wenn Du Deinen Berufswunsch genannt hast?

Teils, teils. Es gab Leute, die das sehr interessant fanden und gesagt haben: „Ok, cool, das ist seine Leidenschaft, die soll er ausleben!“. Aber du hast natürlich auch immer kritische Stimmen. Sei es jetzt, weil sie es einem nicht gönnen oder weil sie damit nichts anfangen können. Menschen, die dann sagen: „Mach doch lieber etwas Vernünftiges! Von der Zauberei kannst Du doch später nicht leben! Das ist doch so eine Randsportsache.“. Natürlich hast du auch kritische Stimmen, aber es ist ganz wichtig, dass man das, was man liebt, auch beibehält, und dass man sich da von keiner Menschenseele irgendwie aus der Ruhe bringen lässt. So denke ich zumindest.

Und wie ist das heute als Erwachsener? Wenn Dich jemand fragt, was Du beruflich machst, was antwortest Du?

Das war der Fehler, den ich früher immer gemacht habe. Denn sobald du sagst, dass du Zauberer bist, kommt eben jeder an und sagt: „Ah, du bist Zauberer, dann zeig doch einmal einen Trick.“. Deshalb ist es ganz wichtig, dass ich nicht sofort sage, dass ich Zauberer bin, aber das habe ich erst später begriffen. Jetzt sage ich immer: „Hey, ich bin Marc, ich bin selbstständig.“. Dann fragen die Leute nicht immer so nach.

Was würdest Du denn sagen unterscheidet Dich von anderen Zauberern? Was macht Dich einzigartig?

Ich denke, das ist die humorvolle, interaktive Art und Weise der Show. Ich beziehe die Leute in meine Show mit ein. Es geht wirklich auch um das Publikum. Es ist nicht so, dass ich einfach nach vorne spiele, egal wer da sitzt, sondern ich gehe auch runter, ich frage, wer da ist, was sie beruflich machen, wo sie herkommen, und ich leihe mir Gegenstände von ihnen aus. Die ganze Show ist also sehr persönlich. Ich lasse sehr viel Witz, Humor und so ein paar Anekdoten aus dem Leben miteinfließen. Das macht einfach den ganzen Rahmen ganz anders als bei klassischen Shows, wie man so vielleicht kennt.

Seit wenigen Wochen bist Du ja nicht mehr nur ein einfacher Zauberer. Du bist Weltmeister der Zauberkunst! Ich darf Dir herzlich zum ersten Platz in „Salonmagie“ gratulieren.

Vielen Dank. Es ist unfassbar, ich bin unglaublich glücklich, immer noch.

Wo fanden denn die Zauberer-Weltmeisterschaften statt?

Die fanden in Busan in Südkorea statt. Es findet alle drei Jahre in einem anderen Land statt. Die Weltmeisterschaft ist alle drei Jahre und die Länder können sich dafür bewerben. Dieses Jahr war es eben in Südkorea, in Busan.

Was war das für ein Gefühl den Weltmeistertitel verliehen zu bekommen?

Unglaublich! Das ist mit nichts auf der Welt zu vergleichen, wirklich.

Hast Du damit gerechnet?

Nein. Viele haben mich als Favoriten gesehen, weil der Auftritt wirklich gut gelaufen ist. Es gab nach meinem Auftritt sogar Standing Ovations. Ich hatte Tränen in den Augen, war mega gerührt. Ich war so happy, weil ich ja so viel Arbeit in diese Nummer hineingesteckt habe. Und dann zu sehen, dass das alles aufgeht, dass es mit der Sprache funktioniert, mit der anderen Kultur, mit dem Humor. Jeder Trick hat funktioniert. Ich war super happy, aber trotzdem ist die Konkurrenz einfach riesig stark. Es sind die weltbesten Zauberer und da mitreden zu können ist einfach eine Hausnummer. Deswegen hätte mich auch ein dritter Platz sehr glücklich gemacht. Aber dass es das jetzt geworden ist, ist unglaublich geil!

Hat Dir auch David Copperfield gratuliert?

Nein, also zumindest mit keiner persönlichen Nachricht. Ich weiß nicht, vielleicht hat er es mitbekommen oder nicht. Er ist ja auch sehr beschäftigt. Zumindest hat er sich noch nicht persönlich bei mir gemeldet.

Auf Deinem youTube-Account sind Videos von Dir in Korea (Busan) zu sehen. Dort stellst Du Axel vor, der Dich gefilmt hat. Wer ist Axel? Ist das Dein neuer Zauberassistent?

Axel ist ein Kollege von mir, der das Ganze filmisch begleitet hat. Er kann super gut mit der Kamera umgehen, ist auch sehr zauberaffin und liebt die Zauberei. Es war einfach gut, jemanden dabei zu haben, auch als seelische Stütze. Denn Du kannst Dir vorstellen, wenn man gegen 150 Teilnehmer aus aller Welt antritt und dann sitzt da eine neunköpfige Jury und tausend Zauberer im Publikum und du bist in Korea, das sind einfach Voraussetzungen, da brauchst du seelischen Beistand. Da läuft man halt vorher total verrückt im Kreis herum. Dann ist es gut, wenn du jemanden hast, der dir auf die Schulter klopft und sagt: „Das wird schon!“.

Man sieht Dich bei Deinen Auftritten weder mit Zylinder, noch mit Frack oder Umhang. Aber meistens trägst Du eine besondere Jacke mit Kapuze. Ist das eine speziell angefertigte Zauberjacke?

Nein, das ist tatsächlich eine ganz normale Jacke! Aber eben eine Jacke, die mir sehr gut gefällt. Ich finde es immer ganz wichtig, dass man das trägt, worin man sich wohlfühlt. Und womit man sich auch so ein bisschen identifizieren kann. Ich finde zum Beispiel so ein Anzug mit Sakko und Lackschuhen ist einfach zu schick, das bin ich nicht. Das trage ich, wenn ich auf einer Hochzeit eingeladen bin, aber auf der Bühne oder wenn ich irgendwo auftrete, finde ich dieses Hoodie-Sakko einfach total cool. Ich fühle mich wohl darin. Es ist witzig, dass Du das ansprichst, denn ganz viele junge Zauberer haben mich auch auf dieses Sakko angesprochen und wollen sich das jetzt auch alle kaufen. Vielleicht habe ich damit jetzt einen Trend in der Zauberszene gesetzt.

© WDR/Ben Knabe

Ob YouTube oder deutsches Fernsehen: es fällt auf, dass Du häufiger mit Jürgen von der Lippe vor einer Kamera stehst. Woher kennst Du den legendären Entertainer, der gerade 70 geworden ist?

Wir haben uns in Berlin kennengelernt, beim Auftritt in den Wühlmäusen. Erstmal ist er dort aufgetreten mit seinem Solo-Programm, da haben wir uns das erste Mal kurz kennengelernt. Dann habe ich gesagt: „Du Jürgen, ich trete hier auch in ein paar Monaten auf, spiele mein abendfüllendes Programm, magst Du Dir das einmal anschauen?“. Dann kam er vorbei, und hat sich das Programm angeschaut. Ihn haben die Tricks sehr beeindruckt und dann hat er mich gefragt, wie ich das denn gemacht habe. Ich habe gesagt: „Du, pass auf, wir machen eine Vereinbarung. Ich verrate Dir, wie ich den Trick gemacht habe und dafür darf ich Dich ein paar Tage auf Tour begleiten und Dir über die Schulter schauen.“. Da hat er gesagt: „Ja cool, machen wir!“. Und so kam es dann. Ich habe ihn ein paar Tage begleitet, habe dann in der Garderobe mit ihm Zaubertricks geübt und durfte mir so ein bisschen angucken, wie er sich auf einen Auftritt vorbereitet. Von so einer Legende, von so einem Urgestein kannst du ja nur lernen! Das war eine tolle Zeit, und jetzt sind wir regelmäßig in Kontakt. Er ist immer ein superwitziger, sehr erfahrener Typ, ganz groß.

Du warst ja auch bei seiner Geburtstagsshow im Fernsehen.

Dann kam die Einladung zu seiner Geburtstagsparty. Er wusste, dass ich komme, aber er wusste eben nicht, was ich zeige. Das war so mein Trumpf in der Hand, den ich hatte. Also habe ich Kunststücke gewählt, bei denen ich wusste, dass sie ihn sehr überraschen würden.

Wo kann man Dich denn derzeit mit Deiner Zauberkunst sehen? Mir ist zu Ohren gekommen, dass Du derzeit auf Tour bist!

Ja, ich bin auf Tour. Ich habe gar nicht jeden einzelnen Termin jetzt im Kopf, aber ich kann Dir sagen, ich bin auf jeden Fall auch mal in NRW, zum Beispiel im Pantheon in Bonn. Und es stehen auch noch ein paar EN-Termine an, die kann man alle sehen auf Marc-weide.de oder eben auf Facebook. Da poste ich immer, wann ich wo unterwegs bin.

Und wann hast Du endlich Deine eigene Show in Las Vegas?

Ich war schon einmal da, richtig. Ich muss aber sagen, dass ich mich gerade echt wohlfühle in Deutschland. Ich habe hier total liebe Leute, die immer wieder meine Shows besuchen. Ich habe teilweise Zuschauer/Fans, die schon zum zehnten oder zwanzigsten Mal in meinem Programm waren. Ganz toll, mit denen unterhalte ich mich auch immer nachher. Es kommen immer mehr dazu und ich freue mich sehr darüber. Deswegen möchte ich gerade gar nicht hier weg, wenn ich ganz ehrlich bin.

Gibt es denn einen bestimmten Ort im Ennepe-Ruhr-Kreis, den Du besonders magst oder der eine besondere Bedeutung für Dich hat?

Als Kind fand ich die Kluterthöhle in Ennepetal immer total toll. Jetzt, wo ich ein bisschen älter geworden bin, bin ich nach wie vor gerne in Gevelsberg auf der Mittelstraße unterwegs. Das ist einfach eine tolle Flaniermeile, da kann man super gut essen gehen, man trifft dort sehr nette Leute. Natürlich wird man angeguckt oder auch einmal angesprochen. Mir wurde ganz oft gratuliert zum Weltmeistertitel, das hat ja wirklich die Runde gemacht. Das sind aber sehr angenehme Gespräche. Keiner, der jetzt da bedrängend wird oder so. Zum Beispiel Gevelsberger Kirmes oder Voerder Kirmes, da bin ich auch jedes Jahr am Start, da führt man auch immer sehr nette Gespräche. Da muss man echt sagen, die Leute im EN-Gebiet, die sind echt super freundlich und keiner fällt einem da irgendwie lange auf den Geist, das ist total angenehm.

Vielen Dank für das Interview!

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3 Kommentare zu „Interview mit Marc Weide“

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