Goldemars Kolumne | Oktober 2019

Goldemars Kolumne | Oktober 2019

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Der Zwergenkönig von Burg Hardenstein ist zurück, um seine Meinung kundzutun

Selbst als König der Zwerge wird man von den Großen dieser Welt kaum wahrgenommen. Schließlich ist man klein und eher unscheinbar. Und die meisten Menschen wollen ja auch partout nicht an die Existenz von uns Zwergen glauben… Manchmal aber passiert es, dass ein kleines und eher unscheinbares Wesen nicht nur wahrgenommen wird, sondern gleich in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerät. Ein solches Wesen ist die tapfere und kämpferische Greta Thunberg.

Eine 16-jährige Schwedin, entschlossen die Welt einschließlich ihrer politischen Führer klimapolitisch wachzurütteln. Was erst vor wenigen Wochen mit einem einsamen Sitz- und Schulstreik vor dem Schwedischen Parlament begann, ist inzwischen zu einer weltweiten Bewegung angewachsen. Unter dem Motto „Fridays for Future“ sind es hauptsächlich Schülerinnen und Schüler, die Freitags den Unterricht sausen lassen um für die Rettung des Klimas auf die Straße zu gehen. Aber die Zahl der Klimademonstranten, die langst nicht mehr die Schulbank drücken, wächst plötzlich enorm. Dank Greta ist Klimarettung plötzlich in aller Munde. Selbst die Politik scheint dieses Thema endlich einmal ernst zu nehmen. Greta Thunberg, diese unscheinbare und autistische junge Frau, hat innerhalb kürzester Zeit einen populären Status erreicht, der vielen Pop- und Filmstars zur Ehre gereicht. Sie sitzt mit den Großen und Mächtigen dieser Welt am Tisch und scheut sich nicht mit deutlichen Worten auf die klimapolitischen Missstände hinzuweisen.

Aber mit der Zahl ihrer Bewunderer wächst auch die Zahl ihrer Feinde. Menschen, die um ihre Besitzstände fürchten oder Angst davor haben, ihre liebgewonnenen Lebens- und Verhaltensweisen in Frage zu stellen werden laut gegen die junge Schwedin. Die einen sind zwar dafür, etwas fürs Klima zu tun, so lange es nur sie selbst nicht betrifft. Da sollen doch erst mal die anderen ran. Bis dahin fährt man noch prestigeträchtig seinen Nachwuchs mit dem SUV zur Kita oder zur Schule. Man fliegt mehrfach im Jahr für ein paar Euro um die Welt oder genießt auf einem der immer mehr werdenden, umweltverpestenden Kreuzfahrtschiffen ein paar unbeschwerte Tage auf einem der plastikvermüllten Ozeane. All-Inclusive mit Cocktailpaket versteht sich. Und weil man sich von so einer bezopften Göre und den anderen Schulschwänzern nicht den Spaß verderben lassen will, wird die junge Frau verbal mit Dreck beschmissen. Vornehmlich in den (a)sozialen Netzwerken versteht sich. Viele der Schreihälse, die vor ein paar Wochen noch auf die Flüchtlinge geschimpft und menschenunwürdige Maßnahmen gefordert haben, laden ihren widerlichen Hass jetzt auf Greta Thunberg ab. Greta ist in diesen Kreisen längst zum Schimpfwort geworden. Es ist erschreckend, welch widerliche Worte meine Zwergenaugen in Facebook diese Tage lesen mussten. Vielleicht ist es für Greta kein Trost, aber tatsächlich mussten auch andere großartige Menschen, die viel und Entscheidendes bewegt haben, durch die Hölle der Widerstände und des Hasses gehen. Manch einer in der Geschichte hat seinen Einsatz für eine bessere Welt gar mit dem Leben bezahlt.

Nein, ihr müsst Greta Thunberg nicht huldigen oder gar in den Heiligenstand erheben. Ihr dürft ihre Auftritte und die Worte, die sie gebraucht, gerne kritisch bewerten. Ihr dürft Euch ärgern, dass diese junge Frau so radikale Änderungen von uns allen fordert. Aber setzt euch mit ihrer Botschaft auseinander, die von nahezu allen Wissenschaftlern weltweit unterstützt und bestätigt wird. Beschäftigt Euch mit dem Thema Klimakrise, denn wir haben all zu lange die Augen vor ihr verschlossen! Tut das nicht für Greta, sondern für euch, eure Kinder und Enkelkinder. Und im Interesse unseres heruntergewirtschafteten und ausgeblutenten Planeten. Sonst wird sich die Lebenseinstellung „Nach mir die Sintflut“ schneller bewahrheiten, als uns allen lieb ist.

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