Schwelmanns Kolumne | März 2019

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Die Planungen der Dorfältesten

Es ist Ende Februar. Bei herrlichstem fast schon Frühsommerwetter schlendert Schwelmann durchs Dorf und seine Fußgängerzone. In den Cafés und Eisdielen herrscht Hochbetrieb. Schwelmann ergattert einen der freiwerdenden Plätze, und genießt bei einem leckeren Kaffee die wärmenden Sonnenstrahlen. Von rings umher dringen Gesprächsfetzen an sein Ohr. Klatsch und Tratsch, Beziehungsprobleme, Urlaubsplanungen und natürlich – genau wie in den sozialen Netzwerken – die jüngsten Planungen unserer Dorfältesten. Ganz aktuell natürlich das jüngste Vorhaben der Schwelmer Oberen, in Linderhausen, Schwelms Grüngürtel und fast schon ländlichem Stadtteil, ein neues, großes Gewerbegebiet auszuweisen. Was natürlich die, aber nicht nur, betroffenen Linderhauser Bevölkerung auf den Plan gerufen hat. Die haben natürlich wenig Interesse daran, statt ländlicher Idylle großflächiges Gewerbe vor der Haustür zu haben. Entsprechend wird argumentiert, das der geplanten Gewerbefläche wertvolle landwirtschaftlich genutzte Fläche zum Opfer fallen müsse. Eine ansässige Familie sieht gar ihren Hof und somit ihre Existenz gefährdet. Von Zerstörung der Natur ist die Rede, was gerade im Kontext mit den allseits diskutierten Auswirkungen des Klimawandels unbedingt zu vermeiden wäre. Nun ist allseits bekannt, dass Schwelm als flächenmäßig kleinste Gemeinde in NRW keine großen Alternativen hat, wenn es um die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe und somit um Gewerbesteuer und Arbeitsplätze geht. Schwelmann, selbst unweit Linderhausens ansässig, genießt auch den Ausblick und die Nähe von Wald und Wiese und möchte auch keine Betonklötze und Laderampen an deren Stelle sehen. Andererseits sind die Argumente der Gewerbebefürworter auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Entsprechende Fläche ist eben notwendig, will man neue Unternehmen nach Schwelm holen oder expandierende Unternehmen in Schwelm behalten. Ein Dilemma. Andererseits entsteht in absehbarer Zeit gewerbliche Freifläche im Gewerbegebiet Graslake auf dem Gebiet der ehemaligen Firma Jackstädt. Und auch ALDI Nord hat angekündigt, sein Logistikzentrum an der Ruhrstraße Ende des Jahres schließen zu wollen. Es bleibt spannend.

Spannend genau wie die Diskussion um die „Neue Dorfmitte“ mit Superrathaus, Gastronomie im alten Sudhaus und natürlich die zum Vorhaben benötigten Parkplätze für Mitarbeiter und Gäste. Nicht wenige Cafébesucher und Mitglieder in den sozialen Netzwerken befürchten eine Kostenexplosion weit über die veranschlagten rund 30 Millionen hinaus. Auch eine unlängst in Facebook veröffentliche Kalkulation eines bekannten Schwelmers bezüglich des geplanten Gastronomiebetriebes löste reichlich Diskussionen aus. So wurde kalkuliert, dass alleine die umgelegten Kosten für Erwerb und Umbau des Gastrobereiches, umgerechnet auf zwanzig Jahre eine Pacht von rund 40.000 Euro monatlich nötig machen würden. Mögliche Zinsen gar nicht berücksichtigt. Eine utopische Summe und selbst in unserem schönen Dorf außerhalb der schwelmannschen Vorstellungskraft. Auch die Frage nach den zum Gesamtprojekt benötigten Parkplätze erhitzt die Gemüter. Wie viel Parkraum würde auf dem Wilhelmsplatz durch den Neubau des „Kulturhauses“ mit Musikschule und Bücherei wegfallen? Was wird aus unserem Heimatfest und unserer traditionellen großen Innenstadtkirmes? Gar abenteuerliche Lösungsvorschläge tauchen plötzlich auf. So schlägt die im Rat vertretene Fraktion SWG/BfS einen Abriss des alten Kesselhauses vor, um an diese Stelle ein Parkhaus oder Tiefgarage entstehen zu lassen. Eine grauenhafte Vorstellung für Schwelmann und viele andere Schwelmer. Würde doch das schon historische und vertraute Stadtbild in und um die Brauereigasse zerstört werden.

Aber es gibt auch durchaus positives zu berichten. So wurde der Beschluss des Rates, die Instandsetzung des defekten Planschbeckens im Schwelmer Freibad mit 25.000,- Euro zu ermöglichen allgemein mit Zustimmung und Freude zur Kenntnis genommen. Kein Planschbecken für die Kleinsten hätte wohl das Aus für die anstehende Freibadsaison bedeutet. Gerne erinnern sich ältere Schwelmerinnen und Schwelmer, zu denen sich auch Schwelmann inzwischen zählen darf, an jene Zeiten zurück, als über hundert Gastrobetriebe im Schwelmer Stadtgebiet ansässig waren. Viele sind davon nicht übrig geblieben. Umso erfreulicher die Tatsache, dass der kürzlich geschlossene „Johnnys Hopfengarten“ inzwischen einen neuen Betreiber gefunden hat. Nachdem sich nach fünfzehn Jahren Jordanis „Johnny“ Bairaktaridis nun voll und ganz seinem Lokal „Liebbar“in der Schwelmer Altstadt widmet, lädt nun Nachfolger Emanuele Battista in die gemütlich Kneipe in der Nähe des Schwelmer Bahnhofes ein. Auch in der Schützenstraße tut sich was. Die seit längerem geschlossene Kneipe „Aechte de Muer“ wird zu einem kleinen aber feinen Restaurant umgebaut. Eröffnung in Kürze. Schwelmann ist schon sehr gespannt. Schwelmann kratzt sich am Kopf. Hat er doch tatsächlich oben „Bahnhof“ geschrieben? Sicher, es halten mehr oder weniger pünktlich Züge an den Bahnsteigen. Aber das dazugehörige Bahnhofsgebäude ist nach wie vor eine Schande. Seit Monaten passiert im Grund gar nichts dort. Wie man hört und liest, haben die Handwerker seit Monaten kein Geld vom Investor gesehen.

Schwelmann ist gespannt, wie lange wir noch mit dieser schlimmen Baustelle leben müssen. Dafür, dass das Jahr noch so jung ist, ist schon allerhand los in unserem Dorf.

Schwelmann wird weiterhin mit offenen Augen und Ohren durch selbiges gehen und an dieser Stelle berichten.

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