Jahrhunderte lang unsichtbar zeige ich, der Zwergenkönig, nun Gesicht, um mich zum Geschehen in diesem Landkreise zu äußern.
Diesmal beschäftigt sich Euer Zwergenkönig und lokaler Kolumnist mit dem Thema Kirche. Wussten Sie zum Beispiel, dass bereits seit Anfang der 70er-Jahre die Zahl der Mitglieder sowohl in der römisch-katholischen als auch in der evangelischen Kirche kontinuierlich zurückgeht? Der Blick in die christlichen Gotteshäuser verrät es. Während sie an Heiligabend meist gut gefüllt sind, bleiben die Kirchen den Rest des Jahres häufig leer. Da verwundert es nicht, dass inzwischen immer mehr Kirchen geschlossen werden müssen. Das liegt verständlicherweise zum einen an der sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder, aber auch an dem fehlenden Geld der Kirchengemeinden. Seit dem Jahr 2000 hat alleine die katholische Kirche in Deutschland mehr als 500 Gotteshäuser aufgeben müssen. Der Unterhalt und die oft aufwendigen Instandhaltungen der Kirchen kostet eben jede Menge Geld! Und so kommt es, dass immer mehr Kirchen entweiht und danach verkauft oder sogar abgerissen werden.
Auch im EN-Kreis ist derzeit eine Kirche von der Schließung bedroht. Die Herz-Jesu Kirche in Ennepetal soll geschlossen werden, was die Gemeinde vor Ort schwer getroffen hat. Es handelt sich um eine von außen eher schlichte Kirche, die aber mit wunderbaren Glasfenstern und einem lichtdurchfluteten Innenraum überrascht. Die Menschen vor Ort bestehen darauf, dass ihre Kirche nicht nur zur heiligen Messe an Weihnachten gut gefüllt ist. Und so wehrt sich die christliche Gemeinde von Herz Jesu. Rund 1.200 Christen haben eine Resolution gegen die Schließung der Kirche unterschrieben und diese an die Bistumsverwaltung geschickt. Und auch mit einer Menschenkette rund um die Kirche haben die Menschen vor Ort gegen die Schließung protestiert. Auch wenn ich als Zwergenkönig weder Christ noch Kirchgänger bin, weiß ich sehr wohl um die Bedeutung des Christentums.
Die christliche Religion hat unser Wertesystem geprägt, bestimmt unseren Kalender und selbst der Sonntag, an dem die meisten von uns nicht arbeiten müssen, geht zurück auf die Bibel. Und auch wenn viele Christen nicht mehr streng gläubig sind und nur noch selten in die Kirche gehen, bedeutet ihnen ihr Gotteshaus viel. Denn viele besondere, einschneidende und emotionale Momente haben die Menschen in der eigenen Kirche erlebt. Die Taufe der Kinder. Die Erstkommunion. Die Hochzeit. Den ein oder anderen Trauergottesdienst. Wird die Kirche, an der so viele Erinnerungen hängen, dann entweiht, verkauft oder sogar abgerissen, dann löst das bei vielen Menschen Fassungslosigkeit und Unverständnis aus.
Dennoch möchte ich Euch Menschen eines mitgeben: Die Zeiten ändern sich! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was ich alter Greis schon alles miterlebt habe! Welch kolossalen Änderungen ich beigewohnt habe! Und einer solchen Veränderung muss sich auch die christliche Kirche stellen! Wenn immer weniger Menschen die Gottesdienste besuchen und immer häufiger vor leeren Bänken gepredigt wird, dann ist es eine logische Konsequenz, dass die Kirche Gotteshäuser, in die keiner mehr geht, schließen muss. Und das ist auch gut so! Denn statt Geld in Instandhaltungen und Unterhalt von großen, alten und beinahe ungenutzten Gebäuden zu stecken, ist es viel sinnvoller das Geld für seelsorgerische Arbeit in den Gemeinden auszugeben.
Jeden Dienstag Abend um 19 Uhr findet inzwischen in der Herz-Jesu-Kirche das Rosenkranzgebet statt und die Anwesenden beten gemeinsam für den Erhalt des Gotteshauses. Sollte es tatsächlich so sein, dass eine Kirche trotz regem Besuch geschlossen werden soll, weil eine Bistumsverwaltung auf ihrem Sparkurs anscheinend den Überblick verliert, dann kann ich nur hoffen, dass die Kirchenmitgliedern aus Milspe in Ennepetal so zahlreich aufbegehren, dass sie ihre wunderbare Herz- Jesu-Kirche retten können und sich auch in Zukunft an dem wunderbaren Lichteinfall der farbigen Glasfenster erfreuen können.