Schwelmann und die Katze im Sack

Schwelmann und die Katze im Sack

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Schwelmann gehört zu jenen Menschen, die sich alle paar Jahre ein neues Auto gönnen. Also ein neues gebrauchtes Auto. Und geht beim Kauf vor, wie man es in solchen Fällen zu tun pflegt: Hat ein fahrbarer Untersatz sein Interesse geweckt, wird das Objekt gründlich in Augenschein genommen, am besten in Begleitung eines Freundes, der mehr als Schwelmann von Autos versteht. Der Motor wird inspiziert, Lichtanlage und Reifen geprüft, der Vorbesitzer nach Mängeln befragt und so weiter. Abschließend wird eine Probefahrt gemacht und wenn alles passt, wird der Kaufvertrag abgeschlossen, der vereinbarte Preis bezahlt und Schwelmann fährt zufrieden vom Hof. Alles andere als ein solches Vorgehen wäre ja auch ziemlich dumm. Und dieses Vorgehen ist sicherlich auch beim Kauf anderer (gebrauchter) Objekte sinnvoll. Wer will denn schon die Katze im Sack kaufen!?!

Dies sehen offenbar die Verantwortlichen in Schwelms maroden Rathaus etwas anders. Auf der Suche nach einem Standort für ein neues, zentrales Rathaus kam ihnen die Möglichkeit, das Grundstück der ehemaligen Brauerei inmitten der Stadt zu erwerben, gerade Recht. Quasi in einer Nacht- und Nebelaktion wurde mit dem Alteigentümer verhandelt, die nötigen notariellen Verträge unterschrieben und, vor einigen Tagen, der vereinbarte Kaufpreis von rund fünf Millionen Euro überwiesen. Damit ging auch die Schlüsselgewalt an die Stadt Schwelm, der neuen stolzen Eigentümerin über. Sofort, so konnte man Tags darauf in der heimischen Presse samt Foto lesen, machte sich Schwelms Bürgermeisterin samt Gefolge dann auch auf, die städtische Neuerwerbung zu inspizieren. Schließlich müsse man sich ja erst mal ein Bild von allem machen.

Schwelmann reibt sich nachdenklich die Stirn

Insbesondere vom Zustand der auf dem Grundstück verbliebenen denkmalgeschützten Gebäude, welche ja nun schon einige Jahre schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt waren. Erst dann können die Planer des neuen Rathauses mit ihren Planungen beginnen. Und hier ist dann auch die Stelle, wo sich Schwelmann nachdenklich die Stirn reibt. Wurden hier tatsächlich gute 5 Millionen Euro auf den Tisch geblättert, ohne sich vorher ein genaues Bild zu machen, in welchem Zustand das erworbene Objekt ist? Wurde hier tatsächlich die berühmte Katze im Sack gekauft? Wie sieht es mit möglichen Folge- oder Zusatzkosten aus? Oder sollte gar darauf spekuliert werden, dass die noch stehenden Gemäuer, Denkmalschutz hin oder her, nicht mehr in einem erhaltenswerten Zustand sind und die Abrissbirne kurzen Prozess macht? Vielleicht ist es ja auch so, dass man gar nicht so auf den Euro gucken muss. Denn Geld, so konnte man zu einem vorherigen Zeitpunkt lesen, ist genug da für den Rathausneubau.

Sei es, wie es ist. Schwelmann wird genauso wie seine übrigen Schwelmer Mitbürger und Mitbürgerinnen in naher Zukunft erfahren, wie es um den Zustand besagter Gebäude bestellt ist. Aber seine neuen gebrauchten Autos wird er sich nach wie vor vor dem Kauf ganz genau anschauen!

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