Goldemars Kolumne | Nov-Dez 2015

Goldemars Kolumne | Nov-Dez 2015

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Jahrhunderte lang unsichtbar zeige ich, der Zwergenkönig, nun Gesicht, um mich zum Geschehen in diesem Landkreise zu äußern. 

Und was müssen meine scharfen Zwergenäuglein erblicken? Angst und Hass bei Menschen, die vor wenigen Monden in kleiner Gruppe durch unsere ehrenwerte Städte zogen, um grausige Hassparolen gegen Flüchtlinge abzusondern. Was haben diese häßlichen Menschen nur erlebt, dass sie Zugereisten dringende Hilfe verwehren wollen? Über tausend Meilen brachten diese Familien hinter sich, unter unwürdigen Bedingungen, riskierten sie ihr Leben, um an einen sicheren Ort zu kommen. Und eine Handvoll verrückter Menschen zieht hierzulande durch die Straßen, um diese Hilfsbedürftigen aus der Stadt zu jagen? Mit großen Bannern, die sie vor sich trugen, wollten diese scheußlichen Menschen ihre Mitbürger warnen, dass diese Zugereisten die Deutschen arm machen würden und man sie deshalb zurückschicken müsse. Pfui, sage ich da nur! Wollen diese Figuren tatsächlich Menschen vor den Toren Europas sterben lassen, nur weil sie keine Deutschen sind? Dabei seid ihr Menschen doch alle gleich! Ihr seid vielleicht nicht so hübsch und klug wie wir Zwergen, aber Mensch bleibt Mensch, auf welchem Kontinent ihr auch immer geboren wurdet.

Doch neben diesen Grauslichkeiten durften meine Zwergenaugen auch etwas unbeschreiblich Schönes sehen. Die große Menschenmenge, die eine laute Gegenstimme darstellte zu den verirrten Seelen mit ihren Transparenten. Völlig gewaltfrei und dennoch mächtig übertönten sie den braunen Mob und ließen, so sah ich es selbst im Schwelm, die Botschaft der Liebe und Toleranz durch unsere Gassen erklingen. Das berührte selbst mein kleines Zwergenherz und schenkte mir Hoffnung für die Gattung Mensch. Auch ich musste lernen, dass nur Toleranz und gegenseitiger Respekt auf den Weg in eine glückliche und friedliche Zukunft führt. Hätten wir Zwerge das nur eher erkannt, so gäbe es heute wohl noch mehr von uns auf dieser Erde.

Mit freundlichem Glückauf,

Euer König Goldemar

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