Der Zwergenkönig von Burg Hardenstein ist zurück, um seine Meinung kundzutun.
Ob Breckerfeld oder Hattingen, wo auch immer ich in diesen Tagen unterwegs bin, höre ich die Menschen über den Krieg sprechen. Und alle sind entsetzt darüber, dass es wirklich dazu gekommen ist. Krieg am östlichen Rand von Europa! Und dieser kam für die meisten plötzlich und völlig unerwartet. In Ennepetal traf ich gestern auf eine Seniorin, die im Gespräch mit ihrer Tochter gequält hervorpresste, dass sie niemals gedacht hätte, das noch einmal in Europa zu erleben. Auch mich hat es ins Herz getroffen zu hören, dass Putin tatsächlich zu den Waffen gegriffen hat. Obwohl ich schon ein alter Zwerg bin und so manchen Krieg miterleben musste, hatte ich damit so gar nicht gerechnet. Und es hat viele unterschiedliche Gefühle in mir ausgelöst…
Genauso überrascht war ich aber auch auf die Antwort des Westens. Positiv überrascht von den vielen Menschen, die auf den Straßen deutlich machten, dass sie sich Frieden wünschen und den Krieg scharf verurteilen, den Putin begonnen hat. Zudem war es wundervoll mitanzusehen, wie viele Menschen den Kriegsflüchtlingen und -opfern sofort Hilfe zukommen ließen. Es ist schön zu sehen, dass es so viele Menschen mit dem Herz am richtigen Fleck gibt! Gerade auch hier in unserer Heimat! Leider habe ich auch Dinge mitansehen müssen, die mir so gar nicht gefielen. Der Hass gegen Menschen mit russischen Wurzeln zum Beispiel. Ein eiskalter Schauer läuft meinen Zwergenrücken hinunter, wenn ich von Geschichten höre, wie Russen beschimpft, bedroht und ausgeschlossen werden. Selbst Facebook erlaubt Hassrede gegen Russen, das ist doch wirklich ungeheuerlich! Es macht mich entsetzlich wütend, das zu hören! Habt Ihr Menschen denn nichts gelernt? Hört der Hass auf bestimmte Bevölkerungsgruppen denn nie auf? Ich kann nur hoffen, dass diese Hasstaten die Ausnahme bleiben!
Aber auch die Reaktionen der westlichen Regierungen lassen mich teilweise ratlos zurück. Die USA und auch Deutschland liefern Waffen an die Ukraine und ich erlebe, wie die Menschen das begrüßen und applaudieren. Ich alter Zwerg dagegen kann bei solchen Meldungen nur schlucken. Bedeuten mehr Waffen nicht auch mehr Tod und Zerstörung? Haltet mich für naiv, aber ist es nicht die Diplomatie, die Bereitschaft miteinander zu sprechen und eine Lösung zu finden, die Krieg und Gewalt verhindert? Vor allem wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass Russland Atomwaffen besitzt. So sehr Putins Angriff uns schockiert, so wütend wir sind, dass dieser Mann tatsächlich einen Krieg begonnen hat, Unschuldige ums Leben kommen und das Völkerrecht verletzt wird, sollten wir dennoch nicht aufhören das Gespräch zu suchen. Immerhin hat Putin mehrfach betont, dass er bereit ist für den Dialog und offen ist für diplomatische Lösungen. Auch wenn es uns schwer fällt, uns mit diesem Mann an einen Tisch zu setzen, wäre das nicht der bessere Weg statt Waffen zu liefern und Sanktionen zu beschließen, die uns alle treffen? Natürlich gehört zu jedem Krieg auch die Propaganda und man darf nur wenig glauben, was gesagt und berichtet wird. Vielleicht behauptet Putin nur, dass er gesprächsbereit ist und hat in Wirklichkeit keinerlei Interesse eine Lösung zu finden. Ja, Kriegspropaganda macht es noch schwerer die Wahrheit zu sehen und richtige Entscheidungen zu treffen. Aber, meine lieben Menschen, das ist in jedem Krieg so und gilt für ALLE Beteiligten! Glaubt nur nicht, dass ihr keiner Propaganda ausgesetzt seid! Das ist das Gesetz des Krieges! Kriegsberichterstattung ist immer mit Vorsicht zu genießen! Denkt nur an die vielen Kriegsfotos aus der Ukraine, die auch in deutschen Medien gezeigt wurden und sich später als Bilder aus anderen Konflikten und Ländern herausgestellt haben. Dennoch bleibe ich dabei: ich wünsche mir Gespräche und Verhandlungen, um noch mehr Tod und Zerstörung zu verhindern. Ich verabscheue Putin dafür, dass er diesen Krieg begonnen hat. Und dennoch wünsche ich mir Verhandlungen. Vielleicht kann Diplomatie den Konflikt nicht aus der Welt schaffen, aber es wäre schon viel gewonnen wenigstens zu deeskalieren.
Ja, ich bin ein friedlicher Zwergenkönig, ein Pazifist, der immer dafür plädieren wird, mit dem Aggressor zu sprechen statt aufzurüsten. Das mag naiv sein. Aber ich befürchte, dass nur die Diplomatie noch mehr Leid verhindern kann.
Möge bald Frieden sein!
Euer Zwergenkönig Goldemar